
Die Trümpfe im TAROT
22 große Arkana
Die Großen Arkana im Tarot umfassen 22 Karten.
0 Der Narr: Leichtigkeit und Unschuld
I Der Magier: Schöpferkraft, Handlung
II Die Hohepriesterin: Logik, innere Gewissheit
III Die Herrscherin: Fülle, Kreativität
IV Der Herrscher: Struktur, Verantwortung
V Der Hierophant: Glaube, innere Autorität
VI Die Liebenden: Entscheidung, Verbindung
VII Der Wagen: Zielsetzung, Reisen
VIII Die Kraft: Stärke, Selbstüberwindung
IX Der Eremit: Rückzug, innere Klärung
X Das Rad des Schicksals: Wandel, Wiederholungen
XI Die Gerechtigkeit: Urteil, Ausgleich
XII Der Gehängte: Perspektive wechseln, Opfer
XIII Der Tod: Transformation, etwas endet
XIV Die Mäßigkeit: goldene Mitte, Tugend
XV Der Teufel: Verstrickung, Pflichten
XVI Der Turm: Zusammenbruch, plötzliche Erkenntnis
XVII Der Stern: Hoffnung, Vertrauen
XVIII Der Mond: Täuschung, Irrtum
XIX Die Sonne: Freude, Erfolg
XX Das Gericht: Lebensaufgabe, Gewissensfrage
XXI Die Welt: Vollendung, Integration
Sie lassen sich auf verschiedene Weise in drei Gruppen unterteilen, je nach Ziel und Deutungsperspektive.
1. Die Heldenreise: Drei Lebensphasen
Ein psychologisch-symbolischer Weg der inneren Entwicklung
Abschnitt | Karten | Bedeutung |
---|---|---|
I. Der Weg in die Welt | 0 – VII (Narr bis Wagen) | Kindheit, Sozialisation, erste Identität – äußere Orientierung |
II. Die Konfrontation mit der Tiefe | VIII – XIV (Gerechtigkeit bis Mäßigkeit) | Krise, Schattenarbeit, Reifung – innere Umbrüche |
III. Die Rückkehr und Integration | XV – XXI (Teufel bis Welt) | Erkenntnis, Befreiung, Ganzwerdung – spirituelle Vollendung |
Der Narr (0) ist hier der Suchende, der sich durch alle Phasen bewegt – der Anfang liegt also vor der I.
2. Drei Ebenen des Seins: Körper – Seele – Geist
(Eine esoterisch-hermetische Deutung mit Stufenmodell
Ebene | Karten | Bedeutung |
---|---|---|
Körper / Weltliches | I – VII (Magier bis Wagen) | Die Gestaltungskraft in der Welt – Ich-Entwicklung |
Seele / Inneres | VIII – XIV (Gerechtigkeit bis Mäßigkeit) | Auseinandersetzung mit Moral, Emotion, Transformation |
Geist / Transzendenz | XV – XXI (Teufel bis Welt) | Befreiung vom Ich, Hinwendung zum Ganzen – spirituelles Erwachen |
Auch hier steht der Narr (0) als Zeitloser / Beobachter / Seelenfunke außerhalb der Stufen – oder er umkreist sie immer wieder.
3. Archetypische Rollen: Gesellschaft – Individuum – Kosmos
Ein kulturphilosophisches Modell mit Perspektivwechseln
Bereich | Karten | Bedeutung |
---|---|---|
Gesellschaftliche Rollen | I – V (Magier bis Hierophant) | Ordnung, Systeme, Herkunft, Rollenbilder |
Individuelle Entwicklung | VI – XIV (Liebenden bis Mäßigkeit) | Beziehung, Entscheidung, Reifung, Krise |
Kosmische Kräfte | XV – XXI (Teufel bis Welt) | Archetypen des Schicksals und der Freiheit |
Der Narr ist hier der Bewegende zwischen den Welten, der die Grenzen nicht nur durchläuft, sondern immer wieder hinterfragt.
Historische Entwicklung der vier Tarot-Systeme
Tarot ist kein festes System
Was wir heute als „Tarot“ kennen, ist das Ergebnis einer langen, komplexen Entwicklung – zwischen Kunst, Spiel, Philosophie und Esoterik.
Im Folgenden werden vier zentrale Etappen dieser Entwicklung vorgestellt, die jeweils eigene ästhetische, kulturelle und symbolische Akzente gesetzt haben.
Visconti-Sforza-Tarot
(15. Jahrhundert)
Kulturhistorisches Fundament des Tarot – künstlerisch einzigartig, aber nicht standardisiert.
Das Visconti-Sforza-Tarot ist eines der frühesten bekannten Tarots, entstanden um 1450 in Mailand im Umfeld der Adelsfamilien Visconti und Sforza.
Es war ein aufwendig gestaltetes Kartenspiel, kein esoterisches Werkzeug, sondern Ausdruck humanistischer Bildkultur und moralischer Allegorik der Frührenaissance¹.
Tarot de Marseille
(17.–18. Jahrhundert)
Erstes weit verbreitetes „volkstümliches“ Tarot mit standardisierten Bildern.
Das Tarot de Marseille entstand in Frankreich, v. a. in Lyon und Marseille, wo es ab dem 17. Jahrhundert durch Holzschnittdruck verbreitet wurde². Es bildete die Grundlage für viele spätere Tarotdecks, besonders im französischsprachigen Raum.
Die großen Arkana zeigen archetypische Figuren, die kleinen Arkana sind rein numerisch (Pip-Karten). Es diente sowohl als Spiel als auch als Ausgangspunkt für spätere okkultistische Deutungssysteme.
Rider-Waite-Tarot (1909)
Didaktisch und psychologisch stark wirksam – bis heute das einflussreichste Tarot weltweit.
1909 veröffentlicht, wurde dieses Deck von Arthur Edward Waite, einem Mitglied des esoterischen „Hermetic Order of the Golden Dawn“, konzipiert und von Pamela Colman Smith illustriert³.
Es war das erste weit verbreitete Tarot, bei dem alle 78 Karten bildlich gestaltet wurden – auch die kleinen Arkana. Die Symbolik verbindet kabbalistische, christliche und alchemistische Motive mit moderner Bildpädagogik.
Thoth-Tarot
(1938–1944 / veröffentlicht 1969)
Esoterisches System mit großer intellektueller Tiefe – komplex, provokant, faszinierend.
Konzipiert von Aleister Crowley, einem Okkultisten, Mystiker und Gründer von Thelema, und gestaltet von Frieda Harris, verbindet dieses Deck Astrologie, Kabbala, Mythologie und Alchemie in komplexer Formensprache⁴.
Es weicht in der Benennung und Darstellung bewusst von der Waite-Tradition ab. Karten wie „Adjustment“ (statt Justice) oder „Lust“ (statt Strength) zeugen von Crowleys Neuinterpretation klassischer Archetypen.
Literatur
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Stuart R. Kaplan: The Encyclopedia of Tarot, Vol. I. U.S. Games Systems, 1978.
-
Thierry Depaulis: Tarot, jeu et magie, Bibliothèque nationale de France, 1984.
-
Marcus Katz & Tali Goodwin: Secrets of the Waite-Smith Tarot. Llewellyn Publications, 2015.
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Lon Milo DuQuette: Understanding Aleister Crowley’s Thoth Tarot. Weiser Books, 2003
Vergleich der Großen Arkana in vier Tarot-Systemen
In manchen Decks (z. B. Rider Waite Smith) sind die Karten VIII und XI vertauscht.
Nr | Visconti-Sforza | Rider-Waite | Marseille | Aleister Crowley |
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I | Il Bagatto | Der Magier | Le Bateleur | The Magus |
II | La Papessa | Die Hohepriesterin | La Papesse | The High Priestess |
III | L’Imperatrice | Die Herrscherin | L’Impératrice | The Empress |
IV | L’Imperatore | Der Herrscher | L’Empereur | The Emperor |
V | Il Papa | Der Hierophant | Le Pape | The Hierophant |
VI | Gli Amanti | Die Liebenden | L’Amoureux | The Lovers |
VII | Il Carro | Der Wagen | Le Chariot | The Chariot |
VIII | La Giustizia | Die Gerechtigkeit (XI) | La Justice | Adjustment |
IX | L’Eremita | Der Eremit | L’Hermite | The Hermit |
X | La Ruota della Fortuna | Das Rad des Schicksals | La Roue de Fortune | Fortune |
XI | La Forza | Die Kraft (VIII) | La Force | Lust |
XII | L’Appeso | Der Gehängte | Le Pendu | The Hanged Man |
XIII | La Morte | Der Tod | L’Arcane sans nom | Death |
XIV | La Temperanza | Die Mäßigkeit | Tempérance | Art |
XV | Il Diavolo | Der Teufel | Le Diable | The Devil |
XVI | La Torre | Der Turm | La Maison Dieu | The Tower |
XVII | Le Stelle | Der Stern | L’Étoile | The Star |
XVIII | La Luna | Der Mond | La Lune | The Moon |
XIX | Il Sole | Die Sonne | Le Soleil | The Sun |
XX | Il Giudizio | Das Gericht | Le Jugement | The Aeon |
XXI | Il Mondo | Die Welt | Le Monde | The Universe |
0 | Il Matto | Der Narr | Le Mat | The Fool |